Als IGG trauern wir um eine liebe Kollegin und Aktivistin, die vor drei Wochen auf einem Landwirtschaftsbetrieb in Sachsen bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. Überarbeitung, Stress und Hektik sind für die Landarbeiter:innen unter uns in dieser Phase des Jahres leider Alltag. Die Gründe für diesen Druck sind komplex, doch fest steht, dass mit ihm die Gefahr schwerer und tödlicher Arbeitsunfälle steigt. Leider ist der Tod unserer Kollegin auch nicht der erste Trauerfall, den wir in unserer jungen Gewerkschaftsinitiative miteinander auffangen müssen – und wie zu befürchten steht, auch nicht der letzte.
Als Arbeiter:innen, die im Hier und Heute, die Ernährungssouveränität, die Resilienz der Bevölkerung, die Artenvielfalt und das Klima, kurz das Leben an sich verteidigen, müssen wir erleben, wie wir – v.a. auch international betrachtet – all zu oft den Tod ernten.
Wir sind traurig, wir sind bestürzt und wir sind wütend, auf eine Welt, auf Verhältnisse, die unsere Arbeit für die Gesellschaft zu einer Chronik von Verlusten und Tragödien formt. Unsere Gedanken sind bei der betroffenen Belegschaft und bei den Liebsten unserer Kollegin und den Liebsten der Kolleg:innen, die in den letzten Jahren ein ähnliches Schicksal ereilte.
Wir nehmen diesen Verlust als dringenden Apell, uns noch stärker als bisher auf den Arbeitsschutz und den unmittelbaren Schutz unserer Kolleg:innen zu konzentrieren. Keine Ernte in Deutschland ist es wert dafür das eigene Leben oder das unserer Kolleg:innen aufs Spiel zu setzen¹. Erinnert euch gegenseitig an Pausen, sprecht die Gefahren am Arbeitsplatz miteinander durch, lasst gefährliche Arbeiten liegen, wenn ihr nicht mehr bei der Sache seid, ermutigt euch, Arbeiten abzubrechen, bei denen ihr ein schlechtes Gefühl habt, stellt sicher, dass ihr erste Hilfe leisten könnt und niemand gefährliche Arbeiten allein ausführt.
Passt aufeinander auf, emotional wie körperlich.
In Trauer und Wut,
die Initiative Grüne Gewerke Leipzig und Dresden
¹ Und unsere Gedanken sind auch bei den Kolleg:innen im Sudan, Syrien, Mexiko und Myanmar, die unter Lebensgefahr und im Fadenkreuz der Paramilitärs tatsächlich den Hungertod von ihren Gemeinschaften abwenden müssen.