IGG-Delegierte besucht Zapatistas in Mexiko

FAU beim Treffen der Widerstände und Rebellionen ‚Algunas Partes del Todo‘

In der ersten Augusthälfte fand im südmexikanischen Chiapas ein Treffen sozialer Bewegungen und kämpferischer Organisationen aus aller Welt statt. Delegierte stellten in den autonomen Gebieten der zapatistischen Bewegung ihre Organisationen, ihre Arbeit und die Situation in ihrem Land vor. Wir dokumentieren hier das Grußwort der Initiative Grüne Gewerke. Hier gibt es die ganze Rede der FAU-Delegation.

Grußwort der IGG an die Genoss:innen in Mexiko und der Welt

Liebe Zapatistas, liebe Freund_innen weltweit, liebe Interessierte,

Unsere Gesellschaft ist seit über 1.000 Jahren geprägt von Zentralismus, männlicher Herrschaft, Privateigentum und einem rücksichtslosen Umgang mit den Naturkreisläufen. Das Gemeineigentum, die Allmende, verschwand an den meisten Orten vor 1.000 bis 500 Jahren.
Die Erinnerung an Selbstverwaltung, an Würde, an Respekt vor der Natur und an die Autonomie der Gemeinschaften sind lange verschüttet. Es gibt keine Erinnerungen an die Zeit, bevor Königshäuser und Kirche sich das Land und die Menschen untertan machten. Die Vorstellung eines anderen Zusammenlebens muss bei uns neu geschaffen werden.

Trotz unterschiedlicher Ausgangslagen, teilen wir mit euch, liebe Freund_innen, einen gemeinsamen Kampf. Den Kampf um das Leben, die Lebensgrundlagen, die Würde und die gute Laune dabei.
Wir, die IGG, sind ein Erbe der alten Arbeiter_innenbewegung. Bei uns besteht kein Zweifel daran, dass ein gutes Leben nur durch die Überwindung des Kapitalismus möglich ist. Und trotzdem tragen wir die Sichtweisen einer Industriegesellschaft in uns. Eine Unterbrechung der kapitalistischen Produktion macht Angst. Die kommunale Verwaltung, die Philosophie, der Umgang mit dem Land und mit Leben und Tod an sich, kommen in unserer Bewegung zu kurz.

Als Arbeiter_innen aus der Land- und Forstwirtschaft, sind wir vielleicht eine Brücke: Denn wir erneuern unsere Verbindungen zum Land und den Naturkreisläufen. Wir stellen uns die großen Fragen des Lebens. Wir erleben das Sterben bei der Arbeit – hier und international. Uns berühren die Texte der befreundeten indigenen Bewegungen oft intensiver, da wir die Verbindung zur Erde durch unsere Arbeit spüren.

Wir müssen uns nicht nur Gedanken machen, wie wir mit dem Erstarken von Diktaturen, der Entrechtung der Arbeiter_innen und der zunehmenden technologischen Abhängigkeit und Kontrolle zu recht kommen. Wir sind auch damit betraut in Zeiten der Klimakatastrophe Lösungen zu finden, damit sich die Bevölkerung weiterhin ernähren kann und genug Wasser zur Verfügung hat.
Wir glauben, dass die revolutionären Gewerkschaften, mit denen wir uns beispielsweise in unserem internationalen Zusammenschluss, der International Confederation of Labour (ICL) verbinden und die aufständischen und rebellischen Gemeinschaften in Syrien, Sudan, Myanmar, Äthopien, Mexiko und Brasilien, zwei Seiten der selben Bewegung sind. Zwei Antworten auf unterschiedliche Zustände der Gesellschaft innerhalb des globalen Kapitalismus.

Wir glauben, da wir vor einem globalen Sturm stehen, brauchen wir wieder eine globale Gemeinschaft der aufständischen Bewegungen. Wir sollten im Gespräch bleiben, wie sich die Situation in den einzelnen Winkeln der Welt verändert. Wir sollten unsere Kämpfe international unterstützen und aufeinander abstimmen.
In diesem Sinne hoffen wir, dass dieses Treffen vielleicht der Auftakt eines kontinuierlichen und verbindlichen Gesprächs zwischen den revolutionären Gewerkschaften und den indigenen und kommunalistischen Bewegungen der Welt sein wird.

Die Welt hat es nötiger denn je.

Wir danken euch für euren Mut und alles was ihr tut. Wir danken euch herzlich für eure Einladung. Und dafür, dass ihr den Humor nie verliert und uns damit ein Vorbild seid.

In Verbundenheit,
die Initiative Grüne Gewerke

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