Die letzten Tage waren äußerst dynamisch. Sie waren gefüllt mit Arbeit, Diskussionen und Beobachtungen des Geschehens. Die teilweise Rücknahme der Kürzungen in der Landwirtschaft ist als ein erstes Ergebnis der Proteste zu betrachten und zeigt, dass Widerstand die Verhältnisse verändern kann – auch wenn er in diesem Fall auch von Unternehmen und Rechten mitgetragen wird.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist nicht überschau- und absehbar, wie sich die Proteste lokal entwickeln. Viele Rechte Parteien und Gruppen sind auf die Proteste aufgesprungen und versuchen, sie – zum Teil erfolgreich – zu unterwandern und sich dort zu organisieren. Zur Wahrheit gehört auch, dass einige der Akteur:innen schon immer aus einem konservativen und rechten Spektrum kommen. Die mit großen Mitteln ausgestatteten Unternehmer:innennetzwerke haben einen starken Anteil an den rechten Verbindungen. Dadurch spielen Arbeiter:innenorganisationen und -perspektiven in den aktuellen Proteten bis jetzt keine Rolle. Trotzdem erleben wir nun auch linke Solidarität, mancherorts klar antifaschistische Bäuer:innenproteste und Proteste, die soziale und ökologische Forderungen aufstellen, das macht Mut.
Wir werden uns an den kommenden Prozessen beteiligen, für den Moment jedoch, als noch junge Initiative – bisher ohne ausgearbeitetes agrarpolitisches Programm – können wir noch keine klare Richtung vorgeben. Wir sind auch noch nicht groß genug, um flächendeckend in die Proteste einzugreifen. Die verschiedenen Bäuer*innenverbände kämpfen jetzt vor allem für ihre eigenen – teils durch die Chef*innensicht geprägten – Programme, während eine nennenswerte Organisierung von Landarbeiter*innen bisher nicht existiert. Wir werden weiter daran arbeiten und verstärken unseren Aufruf, sich mit uns für bessere Arbeitsbedingungen, gerade auch für migrantische Saisonarbeiter*innen, zu organisieren! Ohne eine organisierte Kraft zu werden, bleiben wir Spielball der Chef*innen und Konzerne. Eine soziale und ökologische Umgestaltung der Landwirtschaft kann nur mit den dort Arbeitenden und mit dem Wissen und der Solidarität ihrer Kolleg:innen in den anderen Branchen erkämpft werden. Dazu gehört unserer Meinung nach auch, Kollektivbetriebe und Solidarische Landwirtschaften aufzubauen, um die Produktion von Lebensmitteln selbstverwaltet in die Hand hzu nehmen.
Bestärkt hat uns der viele Zuspruch für unsere erste Positionierung zu den Protesten, den wir in den letzten Tagen auf unterschiedlichen Wegen erhalten haben. Das hat uns hoffnungsvoller gemacht. Wobei uns auch manche Reaktionen aus dem linken und anarchistischen Spektrum ernüchterten. Leider herrscht teilweise Unverständnis, Unkenntnis und mangelnde Solidarität. Es werden viele falsche Informationen oder schlichtweg Vorurteile verbreitet, was uns aktuell das Arbeiten erschwert und erschöpfend ist. Wir wünschen uns in Zukunft eine noch breitere Solidarisierung. Von Branchenfremden, insbesondere Menschen aus der Stadt, ist mehr und intensivere Beschäftigung mit der Landwirtschaft sowie unseren Arbeitsbedingungen und Organisierungsmöglichkeiten nötig. Viele soziale Ziele, auch zum Thema Klimakatastrophe, können nur mit der Landwirtschaft zusammen erkämpft und erreicht werden. Es funktioniert nicht, einen so essenziellen Bereich wie die Erzeugung von Lebensmitteln, immer wieder zu ignorieren. Gleichzeitig ist es wichtig, sich in der Branche auszukennen, um nicht durch unbedachtes Handeln rechten Kräften weiter in die Hände zu spielen.
Wir halten es weiterhin für richtig und wichtig, entsprechend der lokalen Bedingungen, uns mit einer klaren Positionierung für unsere Klasse und gegen rechts in die Proteste einzumischen und mit linken Landwirt*innen zusammen zu arbeiten. Nur weil Rechte auch zu einem Thema arbeiten, und auch Chef*innen betroffen sind, müssen wir doch trotzdem in die Gesellschaft hinein wirken, wenn wir handlungsfähig werden wollen, und wenn wir selbst als Lohnabhängige betroffen sind!
Die rechten Mobilisierungen und gleichzeitige Mehrausbeutung zeigen umso mehr, wie dringlich und notwendig eine Organisierung unter Landarbeiter*innen ist!
Wir sehen uns am 20. Januar in Berlin auf der „Wir haben es satt!“-Demonstration! Einige Termine und Presseberichte findet ihr unten. Schaut auch in unserer Linkliste nach befreundeten Strukturen! Wenn ihr Interesse, habt Landarbeiter:innen-Strukturen bei euch aufzubauen, freuen wir uns über Zuschriften.
Initiative Grüne Gewerke innerhalb der FAU Bundesföderation
#KapitalismusMussWeg
#NazisVomAcker
- Tag24, 10.1., Erwähnung: https://www.tag24.de/thema/bauernproteste/8000-demonstranten-beim-bauern-protest-in-dresden-3063675
- Freie Presse, 10.1., Interview mit einem Landarbeiter von uns: https://www.freiepresse.de/nachrichten/sachsen/bauernproteste-wie-kretschmer-in-dresden-empfangen-wurde-ziehen-sie-ihre-gruene-jacke-aus-artikel13201094
- taz, 9.1., Erwähnung: https://taz.de/Bewegungstermine-in-Berlin/!5983954/
- Lokalkompas, 9.1., Artikel mit unserer Stellungnahme: https://www.lokalkompass.de/dortmund/c-politik/initiative-gruene-gewerke-unterstuetzt-bauernprotest_a1921909
- Imareo (spanisch), 9.1., Erwähnung: https://www.lamarea.com/2024/01/09/protestar-o-ceder-los-agricultores-alemanes-se-rebelan/
- taz 7.1., Interview mit uns https://taz.de/Landarbeiter-ueber-Bauernprotest/!5982047/
- Junge Welt 7.1., Interview mit uns: https://www.jungewelt.de/artikel/466636.power-to-the-bauer-als-landarbeiter-mit-klassenposition-protestieren.html
2 Antworten auf „Widerstand wirkt – Jetzt weitermachen für Agrarwende von unten und nazifreie Äcker!“