Position deutscher Jugendorganisationen zu der geplanten Deregulierung der Neuen Gentechnik durch die EU
Das Recht, gentechnikfrei zu produzieren, ist bedroht. Die EU-Kommission möchte Pflanzen, die mithilfe neuer gentechnischer Verfahren wie der Genschere CRISPR/Cas gezüchtet wurden, vom bestehenden EU-Rechtsrahmen zur Gentechnik ausnehmen, also deregulieren. Die Jugendverbände aus den Bereichen Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung, -handel und Naturschutz fordern, dass die bestehende EU-Gentechnikgesetzgebung auch weiterhin einen klaren rechtlichen Rahmen bietet, der eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft schützt und fördert. Wir setzen uns für eine nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft ein, die auf umweltfreundliche und resiliente Systeme setzt – sowohl im ökologischen als auch im konventionellen Sektor.
Unsere Positionen
1. Erhalt einer gentechnikfreien Landwirtschaft:
Wir möchten auch in Zukunft hochwertige, gentechnikfreie Lebensmittel erzeugen, züchten, anbauen, verarbeiten, vermarkten und konsumieren können. Dafür sind resiliente agrarökologische Systeme notwendig, die den Schutz von Umwelt und Klima sowie die Ernährungssicherheit ins Zentrum stellen. Als junge Generation sind wir auf die Vielfalt der biologischen Ressourcen angewiesen, um den Herausforderungen wie der Klimakrise und dem Artensterben erfolgreich begegnen zu können.
2. Recht auf informierte Entscheidungen und Wahlfreiheit:
Wir wollen in der Lage sein, selbst zu entscheiden, was wir anbauen, züchten und konsumieren. Dazu gehört für uns die verpflichtende Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bis zum Endprodukt. Nur so können wir sicherstellen, dass alle Akteur:innen der Lebensmittelwertschöpfungskette wie auch Verbraucher:innen informierte Entscheidungen treffen können und die Wahlfreiheit er-halten bleibt.
3. Schutz der Biodiversität und der Natur:
Die Natur mit ihrer Biodiversität ist unser größtes Gut und unsere Lebensgrundlage. Stabile Agrarsysteme können nur innerhalb stabiler Ökosysteme funktionieren. Wir sind dazu verpflichtet, diese zu schützen und vor schädlichen Eingriffen zu bewahren. Profitorientierte, gentechnikbasierte Lösungsansätze, die die vielschichtigen Herausforderungen unserer Zeit nur einseitig und kurzfristig angehen, werden dem nicht gerecht. Ein nachhaltiges System kann nur eine Lebensmittelproduktion sein, die die komplexen Wechselwirkungen im Agrarökosystem und in der Natur anerkennt.
4. Risikoprüfung und Transparenz als Grundlage für neue Gentechnikverfahren:
Das EU-Vorsorgeprinzip muss auch für neue Gentechnikverfahren wie CRISPR-Cas gelten. Ohne umfassende Risikoprüfung und transparente Dokumentation sehen wir die Freiheit, gentechnikfreie Lebensmittel zu produzieren und zu konsumieren, als gefährdet. Eine Deregulierung solcher Verfahren würde zudem das Risiko einer Kontamination innerhalb der Wertschöpfungskette erhöhen.
5. Verhinderung von Monopolen und Patenten auf Leben:
Die zunehmende Konzentration von Patenten auf gentechnisch veränderte Organismen durch große Saatgutunternehmen gefährdet den freien Zugang zu Saatgut und die Vielfalt der Züchtung. Solche Monopole behindern die weltweite Ernährungssouveränität und schränken die Unabhängigkeit von Landwirt:innen ein. Patente auf Leben müssen deshalb dringend gestoppt werden.
6. Stärkung resilienter agrarökologischer Systeme:
Wir fordern die verstärkte Forschung und Förderung von agrarökologischen Systemen, die auf Vielfalt, Nachhaltigkeit und Resilienz setzen. Diese Systeme sind notwendig, um die landwirtschaftliche Produktion zukunftsfähig und unabhängig von industriellen Techniken und gentechnischen Verfahren zu gestalten. Klassische ökologische wie konventionelle Züchtungen müssen dafür noch intensiver gefördert werden.
Unsere konkreten Forderungen
- Gentechnikfreie Züchtung, Erzeugung und Verarbeitung müssen weiterhin möglich bleiben, im ökologischen wie auch im konventionellen Bereich, mit wirksamen Schutzmaßnahmen gegen Kontamination.
- Transparente Kennzeichnung von GVO entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis zum Endprodukt.
- Erhalt des Vorsorgeprinzips: Neue Gentechnikverfahren müssen auch in Zukunft einer umfassenden Risikoprüfung unterzogen werden, bevor sie zugelassen werden.
- Rückverfolgbarkeit und Haftung: Neue GVO müssen eine lückenlose Nachverfolgbarkeit aufweisen, und Anwender:innen sowie Inverkehrbringer:innen müssen für mögliche Folgeschäden gemäß dem Verursacherprinzip haften.
- Stopp von Patenten auf Leben, um Monopole im Bereich der Saatgutforschung und -produktion zu verhindern.
- Förderung agrarökologischer Systeme als Basis für die landwirtschaftliche Zukunft.
- Sicherung der Biodiversität als Grundlage für eine nachhaltige, gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft.
Wir fordern politische Entscheidungsträger:innen auf EU- und nationaler Ebene, Landwirtschafts-, Umwelt- und Verbraucherschutzverbände, landwirtschaftliche Betriebe und Junglandwirt:innen, wissenschaftliche Institutionen und Forschungseinrichtungen, Öffentlichkeit und Medien sowie Unternehmen und Wirtschaftsakteur:innen entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette auf, sich auf diese Weise für die Sicherung der Koexistenz agrarökologischer Lebensmittelsysteme einzusetzen und diese aktiv zu fördern!
Stand: Februar 2025
Unterzeichnende Organisationen (alphabetisch):
- Biokreis e.V. (Jugend im Biokreis e.V.)
- Bündnis Junge Landwirtschaft
- BNN.Next (Jugend-Plattform des Bundesverband Naturkost Naturwaren)
- BUNDjugend
- Initiative Grüne Gewerke (FAU)
- Junge AbL
- Junge AöL
- Junges Bioland e.V.
- Junges Demeter
- Junges Naturland
- NAJU (Naturschutzjugend im NABU)
- Slow Food Youth Network