Finger weg von unseren Leuten – gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Mit Entsetzen und Wut reagiert die Gewerkschaft Initiative Grüne Gewerke (IGG FAU) auf die Vorstöße zu Ausnahmen beim Mindestlohn von Bauernverbandspräsidenten Rukwied und Bundeslandwirtschaftsminister Rainer. Die Gewerkschaft droht mit Kampfmaßnahmen, fordert einen generellen Politikwechsel und eine Angleichung der Arbeitsbedingungen für Saisonkräfte. Sie fordert außerdem 15€ als Minimallohn für alle Beschäftigten der Branche.
Vor allem migrantische Saisonarbeitskräfte machen etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Beschäftigten in Deutschland aus. Sie arbeiten vor allem in arbeitsintensiven Sonderkulturen und kleinen bis mittelgroßen Landwirtschaftsbetrieben. Sie gehören schon jetzt zu der Berufsgruppe mit der schlechtesten Bezahlung, den längsten Arbeitstagen, sowie den meisten (oft auch tödlichen) Unfällen. Die IGG fordert eine komplette Angleichung der Arbeitsverhältnisse für migrantische Saisonkräfte u.a.hinsichtlich Sozialversicherung, Löhnen und Arbeitsrechten. In ihrem betrieblichen Grundsatzpapier hat die Gewerkschaft im Mai 2025 per Urabstimmung den Kampf für 15€ als Lohnuntergrenze für alle Beschäftigten in den Bereichen Gartenbau, Forst, Landwirtschaft und Umweltberufe beschlossen.
“Der Vorstoß von Rukwied und die Schützenhilfe aus der CDU sind einfach nur widerlich, nebenbei auch rechtlich unhaltbar. Tun beide sonst alles dafür, die Agrarkonzerne gegenüber kleinen Betrieben zu übervorteilen, können sie sich vermeintliche Entlastungen für diese Betriebe nur auf dem Rücken der am härtesten arbeitenden und verletztlichsten Beschäftigten der Landwirtschaft vorstellen. Nebenbei packen sie den rechten Teil der Bauernschaft dabei bei ihren rassistischen und nationalistischen Einstellungen.”, sagt Jasmin Hofer, Sprecherin der IGG und selbst Mindestlohnbeschäftigte Arbeiterin im Gemüsebau.
Kleine und mittlere Betriebe brauchen derweil andere Unterstützung: Schutz vor Flächenaufkäufen von Spekulant:innen, Unterstützung für kleinteiligere, ökologische Produktionsweisen, Bruch der Einzelhandelsmonopole bei der Preisfestlegung. “Bei weiterer Ungleichbehandlung migrantischer Saisonkräfte verlieren alle Beschäftigten in der Landwirtschaft, auch jene, die vom Mindestlohn nicht ausgenommen werden sollen, da sie keine Stellen mehr finden oder ihre Verhandlungsposition geschwächt wird. Der aktuelle Vorstoß dürfte eine der heftigsten Angriffe auf die Beschäftigten einer ganzen Branche in den letzten Jahren in Deutschland sein. Wir rufen alle Kolleg* innen der Branche auf sich gegen diese Dreisdigkeit zu organisieren!”
Die IGG fordert die längst überfällige Absetzung des Bauernverbandspräsidenten Rukwied, ruft Bäuer:innen zur Organisation in anderen Verbänden auf und bereitet sich sowohl auf betriebliche als auch politische Aktionen für den Fall von Mindestlohnunterschreitungen vor.