Mit ca. 120 Menschen nahm unser basisgewerkschaftlicher Block am 18. Januar an der “Wir haben es satt”-Demo in Berlin für eine soziale und gerechte Agrarwende teil. Neben vielen Mitgliedern aus den grünen Gewerken unterstützten uns auch solidarische FAU-Mitglieder aus anderen Branchen und viele noch nicht organisierte Kolleg:innen, die wir im letzten Jahr kennen gelernt haben. Davor waren wir auf der Schnippeldisko mit einer IGG-FAU-Vorstellung und einem Input über die Lage migrantischer Saisonkräfte präsent. Im Anschluss an die Demonstration vernetzten wir uns mit lieben Kolleg:innen und Partnerorganisationen aus der Agrar-Bewegung wie jAbL, ELAN und Interbrigadas (siehe unsere Linkliste). Das Wachstum der IGG, der für uns erfolgreiche Demotag und die Vernetzung in großer Runde motivieren uns sehr. Unsere Schwerpunktthemen in der Landwirtschaft bleiben zunächst vor allem die Entprekarisierung der solidarischen Landwirtschaften, der verschiedenen Ausbildungsformate und der Biobranche insgesamt.
Redebeitrag und Fotos
Liebe Kolleg:innen, danke, dass ich heute hier sprechen kann. Ich bin Mitglied der jungen Gewerkschaftsorganisation Initiative Grüne Gewerke. Wir sind Teil der Basisgewerkschaft FAU.
Knapp ein Jahr ist es her, dass wir hier gemeinsam standen, nach turbulenten bäuerlichen Demos, Auseinandersetzungen mit Landvolk-Spinnern, Autobahnblockaden, Pressemarathons. Seid dem sind wir mit euch, der jungen AbL, den Interbrigadas und dem ELAN-Netzwerk, weiter zusammen gewachsen. Darüber freuen wir uns sehr! Auch unsere Gewerkschaftsinitiative wird stetig größer. Ein Hoffnungsschimmer, denn sonst hat sich nicht viel für uns verbessert.
Wir alle kennen die Bedingungen in der Landwirtschaft nur zu gut:
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- Nicht enden wollende Tage
- Mindestlohnunterschreitung, als Normalzustand
- Teilzeit, eine Praxis die für die Landwirtschaft undenkbar scheint
- BUFDI, FÖJ und Wwoofing statt bezahlter Fachkräfte
- unbezahlte Langzeitpraktika als Berufseinstieg
- Die Diskriminierung von queeren und migrantischen Arbeiter:innen ist Alltag…
- …genauso wie cholerische, psychisch gewalttätige Chefs
- Mangelnder Arbeitsschutz und Stress führen zu Verletzungen und Berufskrankheiten
…und leider oft auch zum Tod.
Auch im letzten Jahr sind wieder mehrere Kolleg:innen von uns gegangen. Wir denken an euch – möge die Erde euch leicht sein
…
Neben dem oft schon fordernden Alltag müssen wir dann noch verhindern, dass unsere Grundlage für ökologische und zukunftsfähige Landwirtschaft zerstört werden: Freihandelsabkommen, wie das Mercosur-Abkommen, die Deregulierung der Gentechnik, Kürzungen, der plötzliche Wegbruch von Förderungen und Verschlechterung der Ausbildungsbedingungen.
All das haben wir satt!
Satt haben wir auch die Bedingungen unserer Kolleg*innen die entrechtet in Griechenland, Spanien, Italien oder Marokko einen guten Teil des Gemüse und Obst produzieren, was hier verkauft wird – bio wie konventionell. Auch in Deutschland sind ein knappes Drittel unserer Landwirtschaftskolleg:innen migrantische, mobile Kolleg:innen, die unter noch schlechteren Bedingungen arbeiten müssen. Eine Stimme haben sie selten.
Nur gemeinsam und über Grenzen hinweg können wir tiefgreifend Verbesserungen für uns erkämpfen. Allein haben wir nicht die Macht, Lieferketten und dem Einfluss von Konzernen etwas entgegen zu setzen.
Der Druck auf die Landwirtschaft wird auch mit sich verschärfenden Dürren, Überschwemmungen und Hitzesommern immer größer. Und wir stehen erst am Anfang der Klimakatastrophe. Für uns ist klar, wollen wir auch in Zukunft alle satt bekommen, müssen wir gegen kapitalistische Ausbeutung von Mensch und Natur antreten. Dafür schließen wir uns in der FAU zusammen.
Gemeinsam verbessern wir die Bedingungen im Klein Klein: Wir haben Solidaritätskassen, führen gewerkschaftliche Kämpfe für bessere Mindeststandards, stärken uns den Rücken im Umgang mit unangenehmen Chefs, unterstützen uns in der Arbeitslosigkeit und bei der Jobsuche. Uns ist klar, gemeinsam sind wir nicht allein.
Deswegen organisieren wir uns mit anderen Arbeiter:innen aus allen Branchen und allen Ländern. Gemeinsam suchen wir nach Visionen für eine gemeinsame Zukunft, die Mensch und Planet achtet, abseits von Zerstörung, Profitmaximierung und Krieg.
Wir bilden eine weltweite, basisdemokratische Föderation von Beschäftigten, klar antikapitalistisch, radikalhumanistisch, ökologisch, feministisch. Wir experimentieren mit neuen Formen des Wirtschaftens und mit neuen Formen von Demokratie und Bildung. Wir halten uns unabhängig von allen Lobbys, Parteien, NGOs. Wir verbinden uns mit allen sozialen Bewegungen, die unsere Werte teilen.
Es ist an uns für solidarische Wirtschaftsformen, Kollektive, Allmende – ein Durchbrechen der Profitwirtschaft zu streiten.
Wir müssen jedem Versuch entschlossen entgegen treten, dass die Agrarbewegung gegen Erwerbslose, Geflüchtete, gegen Kolleg:innen in anderen Ländern ausgespielt wird. Wir wollen uns gemeinsam auf eine schöne Zukunft fokussieren, in der wir unsere Kraft und unseren Verstand endlich in den Dienst der Reproduktion und Schutz des Lebens stellen können. Durch unsere gemeinsame Praxis schimmert die Hoffnung einer Welt durch, in der wir mit, statt gegen die Naturkreisläufe arbeiten, mit statt gegen unsere Mitmenschen.
… und diesen Schimmer einer neuen Welt, dieses Band von Verbundenheit, Genossenschaftlichkeit und Solidarität tragen wir von Patagonien, über Chiapas, Myanmar, Sudan, Syrien, Spanien, Island bis auf den Acker in Brandenburg!
Wir laden Dich ein mit uns ins Gespräch zu kommen und Dich unserer Gewerkschaftsbewegung anzuschließen!